Mein Schiff " Pacific Link"

Montag, 21. Mai 2012

Sonntag im Gemingpark in Xi'an




Hinter unserem Long Hai Hotel mit seinen12 Stockwerken liegt der schöne Geming Park mit Weihern, Bäumen, Tempeln und eine kleinen Vergnügungspark. Da habe ich ein paar wunderbare Stunden verbracht:

Überall ertönt Musik. Vor den Stufen eine Tempels hören und sehen hunderte von Leuten einem wahrscheinlich traditionellen Theater zu, mit mir als einzigem Fremden. Die Frau in einem grünen Seidengewand und einem roten Schal, der Mann weiss angezogen, beide geschminkt und mir fröhlichem Dauerlächeln. Die Musik kommt von der CD, der Gesang von einer Sängerin und einem Sänger. Es geht wahrscheinlich um eine kluge Frau und einem dummen Mann. Die Chinesen lachen oft. Am Schluss ein kleiner Applaus, und die „Künstler“ bedanken sich. Alles gratis, die Vortragenden treten anscheinend aus Freude auf.
Auf dem Weiher eines anderen Tempels fahren Leute in Paddelbooten mit Kriegsbemalung und aufgebautem Maschinengewehr. Ob man damit Wasser spritzen kann? Auch hier ein friedliches und fröhlichens Treiben.
Auf etwa 50m Länge sind in einer Parkecke alle Stauden mit Zetteln besteckt, behängt, bedeckt. Die Leute stehen dicht und lesen die mir fremden Zeichen. Andere sind in Gespräche vertieft oder sehen kleine Photoalben an. Ein Heiratsmarkt, der funktioniert.
Die Bäume haben schon recht ausgeschlagen, überall sitzen Leute im Schatten, essen Mitgebrachtes oder haben etwas bei den vielen Buden gekauft. Um den Tisch mit den Instantlosen herrscht Spannung, jeder will wissen, wer einen Treffer hat.
Unter einer Pergola finde ich einen Platz auf dem Mäuerchen, gerade neben den Musikern. Geigen, Guitarren, Oboen, eine Art Bambus – Maulorgel, Trommeln und andere Schlaginstrumente, ein Keyboard: zehn Musiker und ein Sänger und eine Sängerin. Eine fremde, aber mitreissend Musik, mit ungewohnten Akkorden, Takten, Singstimmen. Ich sehe dem Geiger in die Noten, auch die sind mir fremd. Als ich versteckt fotografieren will, macht man mir Platz, und man erklärt mir, vergeblich. Es ist einfach ein super gutes Gefühl. Nach einer halben Stunde gehe ich weiter.
Auf dem Steinplatz vor dem alten Denkmal eines roten Generals tanzen mehr und weniger umschlungene Paare. Weiter oben läuft Musik für chinesisches Steppdancing(?)
Ich gehe zurück zum Theater, das jetzt an einem anderen Ort spielt. Der Schauspieler holt eine alten Mann in seinem Rollstuhl in die Mitte, nachdem er seinen Begleiter gefragt hat. Die folgende Viertelstunde ist berührend: Er spielt allein für diesen Alten, heitert ihn auf, ehrt ihn, umsorgt ihn, pflegt ihn, hilft ihm. Der Alte ist seelig.
Mir gegenüber, zuvorderst im Kreis, eine auffallend hübsche junge Frau, eine chinesische Gigi: Pagenschnitt, sehr kurzer Rock, gestreiftes Oberteil, gut geschminkt. Sie ist mit Leib und Seele dabei, ein Bild wie im Film.
Auch ich habe das Gefühl, hier dazu zu gehören.

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