Die Armen habe ich als Wanderarbeiter
auf den Baustellen gesehen. Frauen und Junge aus dem oberen
Mittelstand habe ich beim eim Shoppen in den teuren Geschäften
gesehen. Einen kleinen Einblick habe ich in den Verkaufs -
Ausstellungen für die neuen Wohnungen erhalten.
Auf dem Bau gehen Wanderarbeiter mit
abgetragenen Kleidern und mit untauglichen Schuhen müde zur Arbeit.
Am Wachthäuschen beim Baustellentor vorbei verschwinden sie zwischen
den Barracken. Mich lassen die Wächtern nicht vorbei.
Mit einfachen Schubkarren
transportieren die Hilfsarbeiter Sand, Mauersteine, Zement,
Fertigelemente. Mit Schaufeln werfen sie Sand durch das schräg
gestellten Sieb, mit einem einfachen Mischer machen sie Mörtel und
karren diesen zum Bauaufzug.
Am Mittag sitzen sie müde im Schatten
und essen aus einem Blechgeschirr. Den einfachen Mahlzeitenverkauf im
alten Kombiwagen am Strassenrand benutzt kaum einer.
Am Abend sehen sie noch müder aus,
einige schleppen sie sich förmlich von das Baustelle.
T, dessen Eltern selber auf de
Baustellen arbeiteten, sagte mir, die Arbeiter wohnen an Orten, wo es
fast nicht kostet. Vielleicht in jenen eingefallenen Schuppen, die
ich gestern gesehen habe. So etwas kann ich nicht fotografieren.
An einem Spital arbeiten etwa ein
Dutzend Maler an langen Seilen auf ihren Sitzbrettern. Neben ihnen
baumeln die Farbkübel. Sie lachen als ich frage, ob ich sie
fotografieren dürfe. Den Arbeitern an der Wand kann ich die Bilder
leider nicht zeigen. In der Dukelheit treffe ich zwei Maler auf der
Strasse. Einer sitzt, der andere liegt. Beide sind sie eingeschlafen
neben ihren aufgerollten Seilen.
Zu den Reichen: In den zwei
Verkaufsbüros für neue neue Wohnungen besucht, erhalte ich
Auskünfte und werde in den Ausstellungen herum geführt. Am grossen
Modell eines geplanten Stadtteils habe ich etwa 150 Wohnblöcke
gezählt, je zu etwa 200 Wohnungen. Die Verkaufspreise betragen
zwischen 12000 Y und 20000Y pro m2, das sind 2000 - 3200 Fr. Die
Wohnungen messen zwischen 75 und 175 m2. Ich bleibe mit den Zahlen
auf der vorsichtigen Seite. T, der Exportkaufmann, den ich kennen
gelernt habe, verdient als rund 400 Fr. im Monat.
Ich erhalte den hundertseitige
Hochglanzprospekt der Überbauung "Life Of Edinburgh". Die
meisten Abbildungen darin könnten aus aus dem Magazin über
amerikanische Multimillionäre stammen. Chinesische Gesichter kommen
darin selten vor. "Own Edinburgh with all the Nobility" ist
der Hauptslogan. Dann folgen acht Kapitel. Sie könnten das Neue
Wertesystem darstellen. Werbeleute kennen sich da aus.
Kapitel 1: Umgebung. Einsamer
Meeresstrand. Grüne Wälder und weite Wiesen. Ein Filmstar mit
Partnerin beim Billard, eine Studentin vor der Tafel mit
mathematischen Formeln, ihre schöne Mutter beim Shoppen.
Kapitel 2: Gebäude. Die Blöcke
stehen weit auseinander, mit toskanische Dachaufbauten. Ein Paar in
den besten Jahren tanzt vor der Attikawohnung.
Kapitel 3: Gärten. Ein Kid auf
einem BMX, Engel aus Marmor, goldene Laternen, alte Bäume.
Kapitel 4: Dekoration. im
englischen Stil: viel Gold, Plüsch, Holz, Porzellan, Edelküchen.
Kapitel 5: Ausbildung. Studenten
werfen ihre Batchelorhüte in die Luft, Kinder liegen im grünen
Gras, Direktionsgebäude, junge Marineoffiziere auf einem U-boot.
Kapitel 6: Aktivitäten:
Einkindfamilie im Shoppingcenter, edle Paare an einem
gesellschftlichen Anlass.
Kapitel 7: Managment. solide,
wie man sich Schweizer Banken vorstellt.
Kapitel 8: Sicherheit: wie
Kapitel 7.
Denis, der Wirtschftsstudent hat mir
empfohlen, Taiwan zu besuchen. Dort habe keine Kulturrevolution die
alten Familienwerte zerstört.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen