Mein Schiff " Pacific Link"

Freitag, 29. Juni 2012

Mein inneres Gleichgewicht

Nicht nur das Schaukeln des Schiffes kann mein inneres Gleichgewicht stören. Was tun, wenn alles schief läuft und mir über den Kopf wächst? 
Zuerst einmal Distanz gewinnen.
Wie?
Mit Monochord.mp3

Die Entspannungs-CD von Luisemarie und Aita bringt mich zur Ruhe und schafft den nötigen Abstand zu meinen Problemen. Später finde ich dann bestimmt eine Lösung.
Ob der Regensturm in der Nacht so an meinem Zelt rüttelte, dass die Bären hinter den Redwoods Schutz suchten, oder ob auf dem Schiff ein Container mir das einzige Fenster meiner Kabine versperrte, es half immer.
Ich habe mir angewöhnt, die CD am Morgen vor dem Aufstehen anzuhören. Der Tag beginnt dann wunderbar.

Die CD ist bei Luisemarie oder bei mir erhältlich.


Donnerstag, 28. Juni 2012

Graue Aussichten?

Meine Taktik ist nicht aufgegangen. Ich habe auf dem Schiff Hyundai Tianjin die Einerkabine, die „Super Cargo“, gebucht. Es könnte ja sein, dass sie mir als dem einzigen Passagier wieder zum gleichen Preis die schönste Kabine geben würden wie auf der Pacific Link. Oder sonst könnte ich gegen Bezahlung in eine bessere wechseln, wenn ich  mit der Super Cargo nicht zufrieden wäre.

Gratis erhielt ich nichts, und zufrieden war ich auch nicht. Vor dem einzigen Fenster steht ein grauen Container. Ich muss das Licht anmachen wenn ich lesen will. Und der Ventilatorenraum gegenüber ist recht laut. Ich konnte auch nicht wechseln, ab New York sind alle Kabinen gebucht. Was tun?


Die Passagiere: Ute, Ruth, Johannes, Marco
Nachts schlafe ich, und wenn ich mal aufwache höre ich die Maschinen 2 Minuten lang, damit kann ich leben. Ich schreibe jetzt an der Bar im Officers Recreation Room, da ist es gemütlich. Draussen an der frischen Luft treffe ich meistens Marco. Und seit wir 5 Passagiere sind, dauern die Essen und die Kaffeepausen viel länger als früher. Wenn ich noch zur Sauna gehe und Wäsche wasche bleibt mir keine Zeit mehr in meinem Zimmer.

Die philippinischen Matrosen

Ich „gehöre“ nicht mehr zur Crew wie auf dem letzten Schiff. Das ist ok, es herrscht auch keine gute Stimmung unter den Offizieren. Wir Passagiere sind eine zufriedene Gesellschaft. Die Bücher aus der Bibliothek habe ich wieder zurück gelegt, es ist schade um die Zeit, hier Krimis zu lesen. Es gefällt mir hier an Bord. Gute Aussichten!

meine Kabine ist gar nicht so übel

Mittwoch, 20. Juni 2012

Das Weisheitsbuch

Es gehört auch zur Schiffsreise. Jeden Tag lese ich darin eine Geschichte. Denn schreibe sie ab und mache mir meine Gedanken dazu. Die Geschichten handeln von Suchenden, von Reisenden durch die Welt und durchs Leben, vom Erfahren.

Mir öffnet die Geschichte jeden Morgen ein Wenig die Augen. Im Vorwort steht, dass man in allen Geschichten nur sich selber suchen soll. Man darf sie nicht auf andere beziehen, obwohl die Versuchung dazu sehr gross ist.

Ein Ausschnitt aus der heutigen Geschichte:

Der Forscher

Der Forschungsreisende war zu seinem Volk zurück gekehrt und jeder war begierig, alles ganz genau über den Amazonas zu erfahren.
Aber wie konnte er das Gefühl in Worte fassen, das sein Herz erfüllte, als er Blumen von atemberaubender Schönheit sah und die Geräusche im nächtlichen Wald vernahm? Wie sollte er ihnen vermitteln, wie sich sein Herz zusammen zog, wenn er die gefährliche Nähe wilder Tiere spürte oder sein Kanu über riskante Strecken des Flusses steuerte?
Er sagte: “Geht hin, und sucht es selbst heraus zu finden. Persönliches Risiko und Erfahrung sind nicht zu ersetzen.“ Um ihnen jedoch einige Anhaltspunkte zu geben, zeichnete er eine Karte des Amazonas......


Das Buch ist vor 20 Jahren über interessante Umwege zu mir gekommen:

Anthony de Mello: 
Warum der Vogel singt. Weisheitsgeschichten.
Herder


Amazonasbecken Maasvlakte, Rotterdam


Montag, 18. Juni 2012

New York am Montag, 18. Juni 2012


Ja, ich bin da gewesen! Nachts um 3 Uhr stand ich auf dem Balkon, als wir unter der Verazano Narrows Brücke durch nach New York hinein fuhren. Vorbei an Pärken, Fabriken, Hafenalagen, knapp unter einer Bogenbrücke durch, und dann an ein Containerpier bei Newark.

Am nächsten Morgen kann ich in der Ferne die Hochhäuser von Manhatten erkennen: das neue World Trade Center mit seinen Baukranen, das Empire State Building und um jedes je eine Menge Wolkenkratzer. Alles hinter einer flachen Insel, etwa 10 km entfernt. 

Skyline von Manhatten

Neben dem Hafen ist der Newark International Airport, wo ich vor einem Jahr angekommen bin. An die Containerkräne habe ich mich schon gewöhnt, aber der Containertransport ist hier etwas anders organisiert. Ich darf hier nicht von Bord gehen. Mit der Zeit kommen  die vier neuen Passagiere an.

Im Hafen von Newark
Vor Mitternacht laufen wir wieder aus. Ich sehe jetzt das andere Ufer der Kanäle und der Becken. Im letzten Moment entdecke ich auch noch die Freiheitsstatue. Unterdessen hat sich das WTC vor das Empire State geschoben. Unter der Verazano Narrows Brücke fahren wir wieder aufs Meer hinaus. 

Verrazano Narrows Brücke

Das iwar New York, vom Containerfrachter aus erlebt.


Donnerstag, 14. Juni 2012

Zwei Sorten Technik

14. Juni 2012

Ich war gestern auf dem Flugzeugträger "Yorktown". Zuerst habe ich in der Kantine ein Menue von 1943 gegessen, aus einem gebrauchten und verbeulten Blechgeschirr, aber gut und nahrhaft. Die „Yorktown“ ist ein Jahr jünger als ich, und sie war im 2. Weltkrieg, in Vietnam und im kalten Krieg im Einsatz. Sie hat Gefährlicheres erlebt als ich.

Fasziniert haben mich die vielen Flugzeuge im Hangar und auf dem Flugdeck: heute Schrott, aber immer noch interessant anzuschauen. Als ich dann im Cockpit eines der Kampfflugzeuge sass, kam mir schon der Schweiss, als ich nur daran dachte, dass ich damit mein Leben riskieren müsste. 

 

Genau so ging es mir auch, als ich in der Nachbildung eines kleinen Dschungel - Stützpunktes in Vietnam war. Ich bin dankbar dafür, dass ich meinen Dienst in der Schweizer Gummibootmarine leisten durfte. Ich nahm mir wieder einmal vor, nie mehr über meinen Militärdienst zu klagen.

Heute bin ich über die 4.5 km lange Arthur Ravenel Brücke von Mount Plaisant nach Charleston gegangen.  Vor ein paar Jahren, noch während dem Bau, haben die Einwohner es durchgesetzt, dass neben all den Autofahrspuren auch ein Fussgänger- und Velostreifen erstellt wird. Hier in Mount Plaisant leben Leute, von denen wir noch viel lernen könnten. Auch beim Einkaufen und beim Gesundheitsverhalten.

Ich war der einzige Fussgänger, aber sehr viele sind gejoggt oder fuhren ein Rennvelo. Ich war auch der einzige mit Fotoapparat. Touristen kennen das Trottoir nicht. Als alter Brückenbauer war ich total fasziniert. Unter mir durch fuhr ein Containerschiff in den Hafen ein.

Seit einiger Zeit sehe ich mir bewusst die Schönen der AmerikanerInnen an. Das macht Spass.




Mittwoch, 13. Juni 2012

Abschluss USA

Georgetown, South Carolina, 12. Juni 2012, 
Meine Lieben,



Ich bin am Packen. Ich finde es wieder schön hier im kolonialen Süden. Wenn ich nicht gerade im Regen Auto fahren muss, ist es sogar gemütlich. Es eilt nichts mehr, ich habe alles gesehen was man muss, ich kann nichts mehr verpassen.

Ich habe heute in meinem schönen Zimmer aussortiert, was nicht mit aufs Schiff kommt: Ein paar Schachteln, alte Vorräte, 1000 Zedeli, Landkarten, Prospekte, mein luftgetrockneter USA – Führer und ein paar andere Sachen. Die Luftmatratze, das Zelt und den Kocher konnte ich im Reisegepäck unterbringen. Kein Wunder, ich bin ja nur mit dem Rucksack weggefahren und habe dann in China eine Mammuttasche (Samsonite) gekauft. So muss ja für alles Platz sein. Das Probepacken hat jedenfalls geklappt.

Morgen werde ich die letzten 100 km von hier nach Charleston fahren. Ein Motel an der Einfahrt habe ich reserviert. Gleich daneben ist  ein Informationszentrum. Und in der Nähe ist das Marinemuseum mit einem Flugzeugträger und einem Zerstörer. Da will ich am Vormittag noch hin gehen oder fahren. Essen kann ich dann auf einem Schiff. Von dort gibt es auch eine Fähre nach downtown.

Uebermorgen (14.6.) werde ich am Flughafen mein Auto abgeben und mit dem Bus zur Stadt zurück fahren. Bis dann weiss ich auch, was ich als Fussgänger noch unternehmen kann. Es soll ziemlich viel los sein in der Stadt.

Voraussichtlich am Nachmittag des 15.6. lasse ich mich zur Hyunday Tjanjin fahren, die in der folgenden Nacht nach NY ablegen wird.

Ruhige Zeiten stehen mir bevor.  Und jetzt freue ich mich auf das Salatbuffet der Pizza Hut.

See you

Hansjörg



Dienstag, 12. Juni 2012

Die falsche Fähr(t)e

Ich bin auf dem Weg nach Charleston, wo in der Nacht zum 16. Juni mein Schiff, die "Hyundai Tjanjin", abfahren wird. Ich fahre jetzt möglichst auf Nebenstrassen, so kann ich die wunderbaren Landschaften der Südstaaten geniessen. 

Beim Znüni in Washington (South Carolina) habe ich die Strecke nach Jacksonville (240 km) geplant, ganz hinten herum, inklusive einer etwa 2 km lange Schiffstrecke. Ich schreibe mir die Strassennummern jeweils auf eine Papierserviette und klemme diese am Armaturenbrett fest. Diesmal war es einfach, schon bald gab es blaue Wegweiser mit "Ferry".

Beim Dörfchen mit dem schönen Namen Aurora wurde es technisch: Riesige künstliche Berge und Seen, ein gigantischer Schaufelradbagger, Eisenbahnlinien, Chemiewerke. Zum Fotografieren gab es wenig. Wo man etwas sah durfte man nicht anhalten, und umgekehrt. Immerhin stand „Aurora Potash Corp.“ auf einer Tafel. 

Ein alter Baggerkübel (rechts ein Auto)


Unterdessen habe ich nachgeschaut: Die grösste Phosphat Anlage der Welt, wo gleichzeitig abgebaut und verarbeitet wird.

Dann musste ich auf die Fähre wartete. Aus langer Weile schaute ich die Landkarte an. Die richtige Fähre war 60 km in der anderen Richtung! Aber ich habe die Aurora Potash Corp. gesehen! Und zweimal am Atlantik geschnuppert.

Die richtige Fähre

Freitag, 8. Juni 2012

Three lonely men – Drei einsame Männer



Heute fuhr ich ein Stück auf dem „Blue Ridge Parkway“. In der grossen Depression der dreissiger Jahre haben Tausende von jungen Arbeitslosen in Staatsprogrammen diese 700 Kilometer lange Aussichts - Strasse auf den Hügelzügen der Appalachen erbaut.

Heute war da fast niemand unterwegs, im Gegensatz zum Gedränge gestern im Great Smoky National Park. Sonne und dichter Nebel haben sich abgewechselt im ständigen Auf uns Ab zwischen 800 und 1800 m Höhe. 
 
1. An einem Aussichtspunkt kam mir ein junger Mann mit Stock und Rucksack entgegen. Er marschiert von Roanoke nach Cherokee, 500 km auf der Teerstrasse. Er zeltet wild im Wald. Für ein Gespräch ist er nicht zu haben. Er wird wohl zu oft angequatscht.

2. Im kleinen Nest „Little Switzerland“ schreibe ich Postkarten und esse ein Sandwich. Ein junger Mann mit einer gelben BMW-Motorrad hält an. Er ist Holländer und seit April mit Motorrad und Zelt unterwegs. Er hat 3 Jahre in Kanada in einem Alpinresort gearbeitet. Vorher war er in Peking. Er sieht aus wie ein Profi-Snowboarder. Ist er aber nicht, dafür Eisschnellläufer. Er zeltet immer wild. Das ist billiger.

3. Ich komme mir auch einsam vor. Ich habe zwar auf einem National Forest Zeltplatz übernachtet, aber es war auch praktisch niemand da. 


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Das gibt vielleicht auch noch mal einen Blog:

 

Montag, 4. Juni 2012

Heute durch Arkansas gefahren

Uebernachtet habe ich gestern in Sallisaw, Oklahoma, weil etwa dort meine Strassenkarte aufgehört hat. Und jetzt bin ich in Lakefield, Tennessee.

Dazwischen liegt Arkansas. Ich habe nachgeschaut: dreimal so gross wie die Schweiz, knapp 3 Mio. Einwohner, auf der Interstate I-40 458 km breit.

Ich war das erste Mal in Arkansas. Zum Morgenessen war ich in Russelville, in einem „Cracker Barrel Old Country Store“. Ich habe diese originelle Kette vorgestern zufällig kennen gelernt, sie ist entfernt verwandt mit der Waldegg. Ein originelles, schönes, gutes und ziemlich preiswertes Restaurant. Mein Frühstück bestand aus Joghurt, Früchten, Körnlein und einem grossen Heidelbeerküchlein, dazu Kaffee à discretion. Ich hab die Quittung noch, verrate aber nicht, wie viel es gekostet hat.

Ich kehre etwa alle anderthalb Stunden ein. Nach ein paar Distanz - Reisetagen empfinde ich das Autofahren als eine ziemlich harte Arbeit. Selbstbestimmt um die Welt zu reisen ist nicht nur reines Vergnügen.

Die erste Hälfte Arkansas, etwa bis Little Rock, bestand für mich aus Büschen und trockenem Gras an den Strassenrändern. Das Einkehren am Mittag war ein Flopp: Der Tankstellenladen war so schlimm wie das WC, aber ich brauchte den Kaffee. Die 2. Hälfte von Arkansas war eher flach, mit vielen Reisfeldern und feuchtwarmer Luft. Und dann kam schon West-Memphis, wo der Mississisippi die Grenze zu Tennessee bildet. (viele Doppelkonsonanten hier, nicht wahr?)

Ich habe Arkansas auf meiner Reise einfach ausgelassen. Ich hätte ein andres Programm machen können: mit Highlights, mit Begegnungen, mit Herz. Es liegt nicht an Arkansas. Es liegt einfach nicht alles drin.

Cracker Barrel Old Country Store, Russellville Arkansas

Freitag, 1. Juni 2012

Amerikaner mit anderen Erfahrungen

  1. Heute Morgen erkundige ich mich am Motelschalter wegen Frühstück und wegen Kartonschachteln. Der Mann trägt eine Mütze mit der Aufschrift „Vietnam War Veteran“. Ich spreche ihn darauf an. Er war 4 Jahre Pfleger auf einem einem Lazarettschiff der Marines. Da habe er sicher Schlimmes gesehen? Ja, aber er spreche nicht gerne darüber. Ob er mit der Rede von Obama zu den Vietnamveteranen am Memorial Day zufrieden gewesen sei? Er halte nicht viel von Obama, und so habe er auch nicht zugehört.
  2. Ich suche im Walmart eine kleine Benzinflasche für meinen Kocher. Ob ich Deutsch spreche, fragt mich der Verkäufer. Er sei mit der Army in Deutschland gewesen, im Kalten Krieg, bei den Cruise Missiles. Sie hätten da bloss den Russen Angst machen müssen. Jetzt wolle Amerika die ganze Welt zur Demokratie zwingen. Damit helfen sie niemandem, sie sollten es im eigenen Land besser machen.
  3. Eine Schulreise hat Frühstück im Mc Donald. Ich komme mit einem Lehrer ins Gespräch. Er war drei Jahre auf einem Flugzeugträger in Vietnam, auf dem Büro. Vorher war er ein Jahr lang auf einem Atom-Uboot.
  4. Ich fotografiere die Indianerstatue vor einem Casino. Mit auf das Bild kommt ein Gärtner mit Traktor. Er ist Apache, und er spricht noch ihre Sprache. Die Jungen können nur noch Englisch. Wenn ich etwas über seine alte Kultur erfahren möchte, soll ich das Museum seiner Siedlung besuchen.