Pacifische
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E/R
steht auf einer kleinen Tuere (Engine Room)
Seit
einer Woche hoere und spuere ich überall das leise Stampfen, 78 mal
in der Minute. Im Bett, im Lift, in den Gaengen, beim Essen, sogar in
der Sauna. Ich habe mich laengst daran gewöhnt, nur kann ich meinen
Puls fast nicht mehr fühlen.
Gestern
hat mir der Chief Engineer beim Morgenessen Ohrenstoepsel
ueberreicht. Um 9Uhr soll ich auf dem UPP (upper deck) auf ihn
warten. Ich wollte schon lange den Maschinenraum ansehen.
Da
kam er aus der kleinsten Tuere heraus, der mit den Verbotszeichen und
den Gehoerschoneren. Ich war gespannt. Zuerst gingen wir in einen
Raum mit Gestellen und allerlei Ersatzteilen, und dann in eine
Werkstaette mit Drehbank und Bohrmaschine. Beide Raeume waren nicht
sehr eindruecklich.
Im
Leitstand wurde es schon besser: Ein PC und unzählige Anzeigen,
Knoepfe, Schalter (die ich alle nicht bedienen durfte) und
Elektroschraenke. Dahinter zwei Elektrozentralen mit 6800V, 400V,
220V, 24V, 12V Systemen. Aber auch nicht das, was ich suchte.
Endlich
kamen wir in eine Halle, etwa 20m x 40m x 20m, mit Treppen, Boeden
und Zwischenpodesten. Von da her kam das Stampfen. Von jetzt ankam
ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Zuerst waren da die 5
Hilfsmotoren mit Generatoren, alle schon beeindruckend gross.
Dann
gingen wir hinüber, wo 12 meterhohe Kolbenkoepfe mit Einspritzduesen
in einer Reihe stehen. Treibstoffpumpen, Leitungen, ungeheuer grosse
Schrauben und Muttern. Auf dem Weg hinunter ins naechste Stockwerk
kommen wir an den Ersatzzylinderbuechsen vorbei, 3,5m hoch, und an
einem Ersatzkolben, an dem man Mittag essen koennte.
Das
Kurbelgehaeuse ist zwei Stockwerke hoch, die Schauglaeser zur
Nockenwelle haben Fenstergroesse. Weiter unten ist an einem
gewaltigen Schwungrad die Antriebswelle befestigt. Sie ist direkt mit
der Kurbelwelle verbunden und dreht sich auf unserer Fahrt in der
Minute 78 mal. Die Welle zum Propeller ist 48 m lang und wiegt 240
to. Der Schiffspropeller hat 910 cm Durchmesser und wiegt 106 to.
Alles ist gross.
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ich bei den Zylinderköpfen |
Die
maximale Leistung an der Welle beträgt 94'000 PS, wir fahren aber
nur "ECO speed", mit etwa der halben Leistung, 21 Knoten
oder 39 km/h.
Die
Dimensionen erschlagen mich. Der Luftansaug mit dem Turbolader ist so
gross wie ein halbes Einfamilienhaus, der Auspuff mit dem eingebauten
Dampferzeuger ist noch groesser. Die Triebstoffaufbereitung hat
Heizungen, Filter, Separatoren, Pumpen. Kaltes Schweroel ist fast wie
Asphalt, es muss schliesslich auf 125 Grad erhitzt werden.
Durch
ein 80cm Rohr wird am Boden der Pacific Link Kuehlwasser angesaugt,
für die Motorenkuehlwasserkuehlung. Dank zweistufiger Kuehlung
werden die Temperaturspannungen in der Maschine nicht zu hoch.
Ein
Verdampfer erzeugt 35 to Trinkwasser im Tag. Das Abwasser wird in
einer mechanisch – biologischen Anlage gereinigt, der Kehricht wird
in einem Spezialofen verbrannt. Der Dampferzeuger waermt alles, ausser
dem Heisswasser.
Ueberall
stehen weitere Maschinen, Pumpen, Filter, Heizungen, Ventilatoren und
führen Leitungen herum.
Vorne
im Bug ist ein elektrisches Bugstrahlruder (3400kW), das beim
Manoevrieren im Hafen mithilft. Hinten bewegen zwei Hydraulikanlagen
das Steuerruder. Der ganze Betrieb wird von nur 7 Leuten gefuehrt und
unterhalten, 24 Stunden im Tag und 7 Tage die Woche.
Ob
ich noch weiter Fragen habe? Ja, aber später. Dann kommen wir wieder
durch die kleine Türe zurück in die Normalwelt, gerade recht zum
Znuenikafi im Schiffsbuero. Ich bin zuerst einmal sprachlos.