Mein Schiff " Pacific Link"

Montag, 21. Mai 2012

Maschinenraum

Pacifische Blogs

E/R steht auf einer kleinen Tuere (Engine Room)

Seit einer Woche hoere und spuere ich überall das leise Stampfen, 78 mal in der Minute. Im Bett, im Lift, in den Gaengen, beim Essen, sogar in der Sauna. Ich habe mich laengst daran gewöhnt, nur kann ich meinen Puls fast nicht mehr fühlen.
Gestern hat mir der Chief Engineer beim Morgenessen Ohrenstoepsel ueberreicht. Um 9Uhr soll ich auf dem UPP (upper deck) auf ihn warten. Ich wollte schon lange den Maschinenraum ansehen.
Da kam er aus der kleinsten Tuere heraus, der mit den Verbotszeichen und den Gehoerschoneren. Ich war gespannt. Zuerst gingen wir in einen Raum mit Gestellen und allerlei Ersatzteilen, und dann in eine Werkstaette mit Drehbank und Bohrmaschine. Beide Raeume waren nicht sehr eindruecklich.
Im Leitstand wurde es schon besser: Ein PC und unzählige Anzeigen, Knoepfe, Schalter (die ich alle nicht bedienen durfte) und Elektroschraenke. Dahinter zwei Elektrozentralen mit 6800V, 400V, 220V, 24V, 12V Systemen. Aber auch nicht das, was ich suchte.
Endlich kamen wir in eine Halle, etwa 20m x 40m x 20m, mit Treppen, Boeden und Zwischenpodesten. Von da her kam das Stampfen. Von jetzt ankam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Zuerst waren da die 5 Hilfsmotoren mit Generatoren, alle schon beeindruckend gross.
Dann gingen wir hinüber, wo 12 meterhohe Kolbenkoepfe mit Einspritzduesen in einer Reihe stehen. Treibstoffpumpen, Leitungen, ungeheuer grosse Schrauben und Muttern. Auf dem Weg hinunter ins naechste Stockwerk kommen wir an den Ersatzzylinderbuechsen vorbei, 3,5m hoch, und an einem Ersatzkolben, an dem man Mittag essen koennte.
Das Kurbelgehaeuse ist zwei Stockwerke hoch, die Schauglaeser zur Nockenwelle haben Fenstergroesse. Weiter unten ist an einem gewaltigen Schwungrad die Antriebswelle befestigt. Sie ist direkt mit der Kurbelwelle verbunden und dreht sich auf unserer Fahrt in der Minute 78 mal. Die Welle zum Propeller ist 48 m lang und wiegt 240 to. Der Schiffspropeller hat 910 cm Durchmesser und wiegt 106 to. Alles ist gross. 
ich bei den Zylinderköpfen
 
Die maximale Leistung an der Welle beträgt 94'000 PS, wir fahren aber nur "ECO speed", mit etwa der halben Leistung, 21 Knoten oder 39 km/h.
Die Dimensionen erschlagen mich. Der Luftansaug mit dem Turbolader ist so gross wie ein halbes Einfamilienhaus, der Auspuff mit dem eingebauten Dampferzeuger ist noch groesser. Die Triebstoffaufbereitung hat Heizungen, Filter, Separatoren, Pumpen. Kaltes Schweroel ist fast wie Asphalt, es muss schliesslich auf 125 Grad erhitzt werden.
Durch ein 80cm Rohr wird am Boden der Pacific Link Kuehlwasser angesaugt, für die Motorenkuehlwasserkuehlung. Dank zweistufiger Kuehlung werden die Temperaturspannungen in der Maschine nicht zu hoch.
Ein Verdampfer erzeugt 35 to Trinkwasser im Tag. Das Abwasser wird in einer mechanisch – biologischen Anlage gereinigt, der Kehricht wird in einem Spezialofen verbrannt. Der Dampferzeuger waermt alles, ausser dem Heisswasser.
Ueberall stehen weitere Maschinen, Pumpen, Filter, Heizungen, Ventilatoren und führen Leitungen herum.
Vorne im Bug ist ein elektrisches Bugstrahlruder (3400kW), das beim Manoevrieren im Hafen mithilft. Hinten bewegen zwei Hydraulikanlagen das Steuerruder. Der ganze Betrieb wird von nur 7 Leuten gefuehrt und unterhalten, 24 Stunden im Tag und 7 Tage die Woche.
Ob ich noch weiter Fragen habe? Ja, aber später. Dann kommen wir wieder durch die kleine Türe zurück in die Normalwelt, gerade recht zum Znuenikafi im Schiffsbuero. Ich bin zuerst einmal sprachlos.

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