Ich esse jeweils mit dem Captain, dem
Chief Mate und dem Chief Engineer. Der Chief Mate hat heute bis 20
Uhr Dienst auf der Brücke. Ich suche die Innentreppe ins Wheelhouse,
zwei Stockwerke über mir. Bis jetzt habe ich immer die Aussentreppe
genommen.
Durch den hellen Radio-Raum komme ich
zur unbeleuchtete Brücke. Im Eingang warte ich, bis sich meine Augen
ans Dämmerlicht gewöhnt haben und mache mich beim Offizier und dem
Matrose bemerkbar.
Draussen ist es dunkelgrau, die
Sichtweite beträgt 1.2 Seemeilen. Auf dem Bildschirm leuchten
Punkte, Dreiecke und gelbe Flecken. Der Kreis mit dem
Geschwindigkeitsvektor ist unser 100'000-Tonnen Cargoliner. Der
vorberechnete Kurs ist in rot, der gefahrene in blau aufgetragen. Die
Dreiecke sind Fischerboote. Wenn der Offizier eine der Markierungen mit der
Maus anfährt, dann erscheinen die Daten des Bootes.
Alle drei Minuten ertönt das Horn. Von
Auge sind im Nebel keine Schiffe zu erkennen. Der Chief Mate weicht
immer wieder aus. Dazu ruft er den Matrosen ans kleine Ruder und gibt
ihm die Korrekturen an. Ich sehe wie sich der Kompass leicht dreht.
Er kann das Boot aber auch über den Stick steuern. Dann schlägt der
Computer die Korrektur vor, er muss sie noch bestätigen.
Es ist dunkel geworden, der Vollmond
steht rötlich m Himmel. Draussen bläst ein starker Wind. Ich
bereite mir im Radiohaus einen Kaffee und betrachte dann die für
mich ungewohnten Seekarten. Auf einen Bildschirm wird hier der Kurs
aufgezeichnet und der Verlauf der Wassertiefe. Sie beträgt jetzt 50
Meter. Ich darf mich hier oben überall umsehen. Das meiste begreife
ich ein wenig, vieles ist ja in Deutsch angeschrieben. Hamburg ist der
Heimathafen der "Pacific Link", aber ihre Runde dreht sie immer
im Pazifischen Ozean.
Wir fahren jetzt zwischen einer Menge
von Lichtern durch, ich höre die Kommandos vom Chief Mate. Dann
betrachte ich die Sterne. Wegen dem Mondlicht und dem Nebel kann ich
nur wenige erkennen, und ich kann mich am Himmel nicht orientieren.
Vielleicht werde ich es später vor meinem Zimmer nochmals versuchen.
Ich wünsche den zwei Wachthabenden eine gute Nacht und steige die
zwei Sockwerke hinunter in meine Suite.
PA
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