Gestern sind wir mit dem Bus von Bukhara nach Samarkand gefahren. Vom Hotel Bukhara Palace, einem riesigen 5***** Hotelpalast, gings mit dem Taxi durch die Stadt zum Busbahnhof. Den stellt man sich am ehesten als einen orientalischen Markt vor. Sofort ist man umringt von Anbietern: Taxi in die Stadt, Bus nach Taschkent, Samarkand, Khiva,.. man fällt auf als Ausländer. Ueber der Strasse stehen die ausrangierten europäischen Reisebusse. Vorher kommt noch eine polizeiliche Gepäckkontrolle. Mein Rucksack gibt an: auch gut, wir können passieren.
Die Fahrt ist erträglich, etwa 6 Stunden, manchmal schnell, manchmal im Schritttempo, wie es die Strasse gerade zulässt. Der Höhepunkt für mich ist die Mittagsrast. Alle strömen in die etwas lotterige Karawanserei. Am Schalter ist ein grosses Gedränge, an den rohen Tischen essen sie genüsslich usbekisches Schnellfood. Ueber dem Platz ein WC, auch usbekisch.
Beim Aussteigen in Samarkand müssen wir uns gegen die eindringenden Brotverkäufer stemmen. Die meisten Passagiere fahren weiter bis Taschkent, nochmals 6 Stunden.
Wir haben uns von Bukhara aus ein tolles Hotel reservieren lassen.
Am Nachmittag sitze ich vor dem Registan, den weltberühmten drei blauen Koranschulen mit den gewaltigen Portalen. Schnell setzt sich eine junge Frau nahe neben mich, es könnte Scheherezade aus 1001 Nacht sein. "Do you speak English?", "How old are you?", "What is your name?". Sie ist Lehrerin in Samarkand. Wie viele Schüler sie habe? Jetzt gerade nur 5. Die fünf 14-jährigen Burschen sitzen auf dem Bänklein hinter uns zwei und staunen erst, und dann strahlen sie. Sie zeigt ihnen, wie man von den Touris Englisch lernt. Sie hat zwei Kinder. Die sind auch hier, doch sie kann sie gerade nicht finden. Ihre Schwester passt auf sie auf. Das Englisch der Lehrerin besteht hauptsächlich aus den auswendig gelernten Fragen. Dann läutet ihr Handy, und sie geht wieder weg.
Wir werden hier immer von "students" angesprochen. Der Präsident Kamirov hat entschieden, dass jetzt alle Schüler englisch lernen. Aber jeder Anfang ist schwer. Ein Teil des Unterrichts besteht aus der Unterhaltung mit mehr oder weniger englischen Touristen.
So lange ich noch rüstig bin, wollte ich im Frühling 2012 mit Bahn, Frachtschiff und Auto eine Reise rund um die Welt machen.
Mittwoch, 11. April 2012
Sonntag, 8. April 2012
Gruss aus der Oase Khiva
8. April 2012: Sonntag Nachmittag in
Khiva (Usbekistan).
Das ist die Stadt, wo sie noch vor 100
Jahren unerwünschte Besucher vom höchsten Minarett geworfen
haben, und wo der grösste Sklavenmarkt von ganz Zentralasien
war. Das ist Geschichte.
Khiva liegt nicht mehr in der Wüste.
Rund herum wird jetzt Baumwolle angebaut, und der Aralsee trocknet so
weiter aus. Und in Khiva herrscht jetzt usbekische Ordnung, die
Polizei steht dafür da.
Gewaltige Mauern umschliessen die
Altstadt. Paläste, Moscheen und Minarette ragen zwischen den
kleinen Wohnbauten aus Lehm in den Himmel. Die Jahrhunderte scheinen
an den Bauten spurlos vorüber gegangen zu sein.
Die vielen Touris am Sonntag sind fast
alles Usbeken, freundlich, meist modern angezogen, die Frauen schön
oder einmal schön gewesen. Und sogar die Souvenirstände
finde ich passend. Heute noch eine Stadt zum Geniessen.
Die Fahrt von Taschkent bis hierher hat
immerhin gut 23 Stunden gedauert. Im usbekischen Schlafwagenzug ging
es durch trockene und endlose Wüsten. Langsam lernen wir das
Zugfahren.
Vorher waren wir schon im Moskau, wo
immer noch Winter herrscht. Warme Kleider, Handschuhe und Kappe
halfen mir. Davon später einmal.
Und dann kam Taschkent, eine
Zweimillionenstadt mit Metro, vielen freundlichen Polizeikontrollen
und einem Regierungsviertel mit gigantischen Marmorpalästen. Da
war schon angenehmer Frühling. Auch darüber später
mal.
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