Lieber F.
in 7 Stunden
verlassen wir im Norden den Pacifischen Ozean und fahren ins
Bering-Meer ein. Die See ist wieder freundlicher geworden, ich konnte
ums ganze Schiff herum spazieren, ohne Angst, ins Meer geblasen zu
werden.
Heute habe ich den
Chief Cook besucht. Er kommt, wie unsere Matrosen, von den
Philippinen. Ich esse immer gerne was er kocht. Es ist halb deutsch,
halb amerikanisch und halb exotisch. Er verwendet die englische
Ausgabe des Dr. Oetker Kochbuchs.
Als ich fragte, ob
ich fotografieren duerfe, begann er mitten im Kochen aufzuraeumen.
Er will Ordnung beim Essen und auf den Fotos. Heute gab es Eintopf
zum Zmittag: Bouillon, Kartoffeln, Gemuese, viel Fleisch, Linsen,
Zwiebeln. Ziemlich dick und gerade recht fuer hier fast am Nordpol.
Ich schneide einmal Zwiebeln auf dem Foto, einmal bin ich mit Mr.
Collado auf dem Bild, und einmal zu dritt mit noch dem Steward.
Die Kueche ist gut
eingerichtet. Sechs Herdplatten, Kipp-Bratpfanne, Friteuse, Kipp-
Suppentopf, grosses Teigruehrwerk. Fur die 23 Besatzungsmitglieder
hat er eine Riesenkueche. Heute gab es ein grosses Beef Tartare zum
Morgenessen, neben einem kleinen Buffet mit Fleisch und Kaese.
Wahrscheinlich nehme ich auf dieser Nordmeerfahrt eher zu als ab.
Der
Kuechenchef moechte, wenn er genuegend Geld gespart hat, ein kleines
Haus mit etwas Pflanzland kaufen, mit einer guten Kueche, und daneben
eine Arbeit an Land annehmen. Die Philippinos sind jeweils 6 Monate
lang auf See und kehren erst dann zu ihren Familien zurück. Ihr
Arbeitsvertrag laeuft dann aus, und sie muessen sich bei der Reederei
wieder neu bewerben. Ich haette Zeit, in der Kueche ein wenig mit zu
helfen, aber dem Passagier ist jede Arbeite am Schiff verboten
(Versicherung).
So habe ich am Morgen
meine Notizen von der Maschinenraumbesichtigung ergaenzt und dann mit
dem Chief Engineer durchgesehen. Jetzt komme ich schon fast draus.
Dann kam der ausfuehrliche Aussenrundgang, wo ich mir alles genau
angesehen habe. Dann die Sauna, und dann die Waesche machen.
Zwischendurch habe ich auch noch Ferien.
Wir kommen
uebermorgen an den noerdlichsten Punkt unserer Fahrt, dann geht es
gegen Alaska, Canada, Washington, Oregon und nach LA. Morgen und
uebermorgen ist zweimal Sonntag, der 13. Mai. Wir gewinnen an der
Datumsgrenze einen Tag dazu. Und in einer Woche gehe ich dann wieder
an Land. Ich werde die Seeleute vermissen.
Liebe Gruesse von der
„Pacific Link“ (100'000t, 7000 Container)
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